Tor On Campus

Warum wir eine Exit-Node betreiben…

…und warum zur Hölle sich diese in Island befindet

Wer sich schon ein wenig auf unserer Website umgeguckt hat, dem wird nicht entgangen sein, das wir (auch mit gewissem Stolz) eine Exit-Node betreiben. Warum tun wir das? Nun, die Tor-Community setzt sich nahezu ausschließlich aus Freiwilligen zusammen, welche das Netzwerk und auch die einzelnen Knotenpunkte betreiben; sozusagen als Hobby. Das ist insofern problematisch, als das die daraus resultierenden Probleme ebenfalls privat zu lösen sind.

Betreibt man nun eine Exit-Node, ist man automatisch der erste Ansprechpartner für Websitebetreiber, die sich über komische Zugriffe auf die eigene Seite beschweren möchten, schließlich kam die Anfrage ja von der eigenen IP-Adresse. Da dies potenziell mit einem Mehraufwand verbunden ist, der auch durchaus erheblich ausfallen kann, schrecken nicht wenige davor zurück, eine solche Exit-Node zu betreiben. Ein weiterer Grund findet sich in der Rechtslage bzw. deren fehlender Klarheit. Werden über Tor kriminelle Aktivitäten betrieben und man hat das Pech, dass der eigene Ausgangsknoten “ausgelost” wird, kann es durchaus zu unangenehmen Situationen kommen, oder, um es frei nach Jan Böhmermann auszudrücken: “Ich hab' Polizei” vor meiner Haustür. Hier schließt nahtlos ein weiteres Problem der Exit-Nodes an, nämlich das deren rechtlicher Status bezüglich der Haftungsfragen in vielen Ländern (so auch in Deutschland) uneindeutig ist. Das Zauberwort an dieser Stelle lautet “Störerhaftung”. Vereinfacht ausgedrückt heißt das, dass wenn man digitale Infrasturktur zur Verfügung stelllt, für die Dinge haftbar gemacht werden kann, die mit Hilfe dieser Infastruktur angestellt werden. Inwiefern diese Haftung auch bei Exit-Nodes greift, ist rechtlich uneindeutig geregelt. Deshalb hat sich TorOnCampus entschieden, die Exit-Node in Island aufzustellen. Dort ist die Rechtslage nämlich klar - und durchaus betreiberfreundlich. Außerdem sind die Nodes in Island insgesamt eher rar gesäht (42 insgesamt, davon 23 Exitnodes, jeweils inklusive uns, Stand 18.01.22, Für Interessierte), was problematisch sein kann, da auch hier der Grundsatz gilt: je größer die Vielfalt, desto besser, sei es in der Natur, der Gesellschaft oder bei Exitnodes. Der Gedanke hierbei ist, dass es durchaus Institutionen gibt, welche die Anonymität des Tor-Netzes gerne aufgehoben sehen würden. Und da diesen Entitäten in der Regel auch gewisse finanzielle Mittel zur Verfügung haben, ist der Gedanke natürlich naheliegend, selbst einige Knoten aufzustellen und den darüber laufenden Verkehr zu beobachten. Je mehr Freiwillige, die sich im Optimalfall auch persönlich kennen, aber “dagegenhalten” und selber Knoten aufstellen, desto unwahrscheinlicher wird es, einen “infizierten” Knoten zu erwischen und desto sicherer wird Tor insgesamt.

Artikel von: ssl